Das Pferd nimmt sein Futter mit Hilfe seiner Lippen, Zunge und Zähnen auf. Die Lippen des Pferdes sind mit Tasthaaren ausgestattet, welche sehr fein reagieren und wenn es um die Futteraufnahme geht, wird dieser Tastsinn sehr genau verwendet und so können Pferde ihr Futter sehr selektiv aufnehmen.
Wichtig ist das Einspeicheln des Futterbreis im Maul durch langes Kauen. Pferde produzieren so täglich zwischen 20-80 Liter Speichel. Dieser enthält unteranderem Natriumhydrogencarbonat, womit der saure Magensaft, welcher Salzsäure und Pepsin enthält, neutralisiert wird.
Zusätzlich enthält der Speichel das Enzyms Amylase, mit Hilfe dessen die Verstoffwechselung von Kohlehydraten bereits wären des Kauens beginnt. Ein Pferd produziert fast durchgehend Magensaft und um diese großen Mengen zu neutralisieren, muss das Pferd entsprechende Mengen an Speichel bilden, was nur während des Kauvorgangs geschieht.
Je länger ein Pferd mit dem Kauen seines Futters beschäftig ist, desto mehr Speichel gelangt in den Magen und desto besser funktioniert das Neutralisieren des sauren Mageninhalts.
Die Zusammensetzung und Textur des Futters hat starken Einfluss auf die Kauschläge des Pferdes, bis der Nahrungsbrei heruntergeschluckt wird. Ist ein Pferd auf der Weide, macht es bis zu 60.000 Kauschläge pro Tag, dies reduziert sich mit der Menge an gefüttertem Kraftfutter.
Das Pferd ist ein selektiver Dauerfresser und Raufutter wird intensiv gekaut, jedoch bei Kraftfutter neigen viele Pferde zum Schlingen.
Auch die Größe des Pferdes ist ausschlaggebend für die Anzahl der Kauschläge, so braucht ein 500kg schweres Pferd für ein 1 Kilogramm Heu ca. 40 Minuten und macht in dieser Zeit ungefähr 3400 Kauschläge.
Ein Pony braucht durchschnittlich doppelt so lange für die Menge an Heu. Zum Vergleich braucht das gleiche Pferd für eine Portion Getreide nur 10 Minuten und macht in der Zeit nur 850 Kauschläge.
Das ausgiebige Kauen des Futters ist nicht nur wichtig um einen gleitfähigen Speisebrei herzustellen, sondern es bereitet den gesamten Verdauungstrakt auf die Verarbeitung der Nahrung vor. So wird Natriumbicarbonat gebildet, die Sekretion des Magensaftes wird angeregt und die Arbeit der Bauchspeicheldrüse wird eingeleitet.
So sollte immer zuerst das Raufutter vor dem Kraftfutter gefüttert werden, um die Speichelproduktion, Sekretion von Verdauungsäften und die Darmaktivität auf das getreide- und stärkehaltige Futter vorzubereiten.
Zusätzlich fördert die Kraftfuttergabe die Freisetzung des Hormons Gastrin, welches für die Magensaftproduktion zuständig ist, wodurch noch mehr Säure im Magen gebildet wird. Um Magenschleimhautentzündungen zu verhindern, sollte das Pferd nach Kraftfuttergabe immer ausreichend Raufutter zur Verfügung haben, heißt: so lange, bis es selbstständig aufhört zu fressen.